Zum Gedenken an die Deportation Moerser Bürgerinnen und Bürger jüdischen Glaubens nach Riga am 10./.11. Dezember 1941 veranstalten mehrere Vereine und Institutionen eine Gedenkfeier. Insgesamt 25.000 Menschen aus Deutschland haben die Nationalsozialisten in das Ghetto von Riga verschleppt und zum größten Teil ermordet. „Die erste große Deportation aus Moers begann am Morgen des 10. Dezember 1941. 85 Bürgerinnen und Bürger jüdischen Glaubens hatte sich an der Haltestelle ‚Steinschen‘ der Krefelder Straßenbahn einzufinden“, erläutert Ulrich Hecker, Vorsitzender des Vereins „Erinnern für die Zukunft“ den Beginn der Tortur. Von den Deportierten aus der Moerser Synagogengemeinde haben nur drei Menschen überlebt: Karl Coppel, Helene Karten und Leo Mandelberger.
Zahlreiche Vereine und Institutionen vertreten
Beteiligt sind an dem Gedenkprogramm: Erinnern für die Zukunft, Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Moers, Partnerschaftsverein Ramla-Moers, Arbeitskreis Internationale Jugendarbeit mit Israel im Kreis Wesel, Schlosstheater Moers und Grafschafter Museum. Zudem sind Schülerinnen und Schüler der Gymnasien Adolfinum, Filder Benden und Rheinkamp sowie die Hermann-Runge-Gesamtschule eingebunden, damit das wichtige Thema auch an die nächsten Generationen weitergegeben wird.
Nachbarn waren Täter
Für die Beteiligten ist die damalige Situation immer noch schwer zu ertragen und zu verstehen. „Die Deportationen waren ein öffentlicher Vorgang, der scheinbar ganz ‚normal‘ bürokratisch abgewickelt wurde“, beschreibt Lutz Hartmann, Vorstandsmitglied bei Erinnern für die Zukunft und Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Moers. „Es geschah vor aller Augen. Die Nazis waren keine Menschen von außen, sondern die Nachbarn. Das ist schmerzlich für eine Stadt wie Moers“, ergänzt sein Kollege Hans-Helmut Eickschen. Er hat die Zeit als junger Mensch miterleben müssen. Besonders beängstigend fand er, dass die jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger zuerst durch eine bestimmte Sprache herabgewürdigt wurden und später die Situation in Gewalt eskalierte.
Öffentliche Gedenkveranstaltung am 11. Dezember
Am Samstag, 11. November, ab 9.45 Uhr gibt es verschiedene Programmpunkte, die sich mit dem Thema beschäftigen. Die Schülerinnen und Schüler starten symbolisch an Häusern, in denen Moerser Jüdinnen und Juden damals wohnen mussten und gehen zur ehemaligen Haltestelle an der Kreuzung Steinschen/ Neustraße. Sie tragen Namenschilder der Deportierten mit sich. An der Kreuzung begrüßt Bürgermeister Christoph Fleischhauer um 10 Uhr die Teilnehmenden. Schülerinnen und Schüler verlesen dann die Namen der deportierten Moerserinnen und Moerser. Nach der Ansprache von Hans-Helmut Eickschen endet die Veranstaltung mit Klängen von Matt Mottel, derzeit Improviser in residence.
Im Anschluss war ein zweiter Teil des Gedenktakts im Alten Landratsamt vorgesehen. Dieser ist aber wegen der aktuellen Pandemieentwicklung auf den 25. Juli 2022 verschoben worden. An diesem Tag wurden vor 80 Jahren Menschen in einer zweiten Welle aus Moers deportiert.
„Wir haben es doch erlebt…“ – Das Ghetto von Riga
Dokumentarfilm über die Vernichtung der Juden im Ghetto von Riga
Der Dokumentarfilm (98 Min.) erzählt von der Verschleppung von ca. 24.606 Juden aus dem Deutschen Reich nach Riga. Etwa 20.000 werden ins das sog. „Reichsjudenghetto“ gesperrt, mehr als 4.500 werden direkt nach der Ankunft in Riga erschossen. Bevor die deutschen, österreichischen und tschechischen Juden in das Ghetto kommen, wird das lettische Ghetto liquidiert. Beinahe 27.000 lettische Juden werden in einer 2-tägigen „Aktion“, am 30.11.41 und am 8.12.41 erschossen, um Platz für die Juden aus dem Reich zu schaffen. Zeitzeugen erzählen von dem Massaker, dem Leben im Ghetto und vom Überleben mit dem Trauma.
Die DVD kann hier zum Preis von 12€+3€ Versand bestellt werden.
https://www.phoenix-medienakademie.com/ – Per E-Mail: info@phoenix-medienakademie.com – Tel: 030 / 48 49 63 46
Bilder / Quellen
-
Titelbild aus: Shoah Riga-Marlarchiv
-
Beitragsbild Ghettoeingang aus: Shoah Riga-Marlchiv
Beitragsbild Steinschen „Slg.Gregor Böse, Moers“