Das Thema der NS-„Euthanasie“ konkretisierte sich bei „Erinnern für die Zukunft“ erstmals im Mai 2014 – also recht spät – mit einer Studienfahrt zur heutigen Gedenkstätte Hadamar bei Limburg. 24 Teilnehmer*innen kehrten damals zutiefst erschüttert von diesem früheren Tatort eines Massenmords zurück nach Moers.
Im April 2016 folgten erste Recherchen zweier unserer Vorstandsmitglieder im Archiv Brauweiler des Landschaftsverbands Rheinland, das heute die Unterlagen zu den damaligen rheinischen Kliniken hütet. Schnell zeigte sich in den dortigen Dokumenten, dass viele Opfer solcher Krankenmorde auch für den früheren Kreis Moers zu beklagen sind. Über die Psychiatrien in Bedburg-Hau und Düsseldorf-Grafenberg wurden psychisch kranke Menschen ab März 1940 nach Osten verbracht, wo sie über die „Aktion T4“ sofort ermordet wurden oder der späteren „wilden Euthanasie“ in den Kliniken selbst zum Opfer fielen. Im Frühjahr 1940 starben so mehr als 1000 Patienten aus Bedburg-Hau – ein so wenig bekannter Massenmord -, und allein um den 8. März 1940 starben 11 Moerser in der eigens eingerichteten Vernichtungsstätte des alten Zuchthauses in Brandenburg/Havel.
Unsere Recherchen zu Zwangssterilisierungen scheiterten zunächst am Fehlen von Dokumenten beim Moerser Krankenhaus Bethanien und dem Bertha-Krankenhaus in Rheinhausen (erhalten sind nur Statistiken), können sich jetzt aber auf erhaltene Fälle des für den Kreis Moers zuständigen „Erbgesundheitsgerichts“ in Kleve stützen. Konkreten Fällen der Zwangssterilisierung junger Frauen konnte Krista Horbrügger in Neukirchen-Vluyn nachgehen.
Zusammen mit der Moerser Volkshochschule zeigten wir im September 2017 im Foyer des Hanns-Dieter-Hüsch-Bildungszentrums die Berliner Ausstellung „Die nationalsozialistischen ‚Euthanasie‘-Morde“. Dabei konnten Thomas Ohl und Bernhard Schmidt bereits zum Schicksal einer Reihe von Moerser Opfern referieren. Seit 2016 werden für Moerser Opfer auch Stolpersteine gelegt – insgesamt 10 mit jenen von Mai 2019. Leider wurden drei dieser Steine in Moers-Vinn seit Mai 2018 mehrfach geschändet, verbunden mit Schmierereien von Hakenkreuzen und rassistischen Parolen.
Unser Arbeitskreis zur weiteren Erforschung der Krankenmorde und der Zwangssterilisierungen im Altkreis Moers und dem rechtsrheinischen Kreis Wesel trifft sich regelmäßig seit 2017 mit Nachbarn aus Homberg, Neukirchen-Vluyn und Dinslaken. Eine erste Liste von „Euthanasie“-Opfern, wie wir sie 2018 im Kulturausschuss des Kreises Wesel vorgetragen haben, weist für diesen Bereich mehr als 400 wahrscheinliche Opfer aus.
Hier ist noch viel zu erforschen und zu dokumentieren – helfen Sie mit!
wikipedia:Liste der Stolpersteine
Film auf Youtube zur Stolpersteinverlegung von 2016 für Karin Alt, ein Opfer der NS-„Euthanasie“
Pausewang Moerser Monat als PDF