„Nikolai aus Berdjansk – ein ukrainisches Schicksal im 20. Jahrhundert“

Termin : Mi, 22.06.2022, 19:30
Ort: Großer Saal, Altes Landratsamt, 47441 Moers

Ein Vortrag von Dr. Bernhard Schmidt  (Erinnern für die Zukunft und NS-Dokumentationsstelle)

Die Biografie des früheren Zwangsarbeiters Nikolai Ogijenko spiegelt die Geschichte seines Landes bis heute wider. Seine Tochter lebt im ukrainischen Dnipro, sein Sohn im russischen Sibirien.

Zusammen mit einer Gruppe ehemaliger Zwangsarbeiter war der Geschichtslehrer Nikolai Jerofejewitsch Ogijenko aus Berdjansk war 80jährig im Jahr 2002 einer Einladung nach Moers gefolgt.
Zwischen 1942 und 1945 war er hier zu schweren Arbeiten verpflichtet worden – in der Waggonfabrik Uerdingen, dem Salzbergwerk Borth, der Zeche Friedrich-Heinrich und bei niederrheinischen Landwirten. 

Seine abenteuerlichen Fluchtversuche sind mit Dokumenten gut belegt. Nikolais Geschichte gehört zu den jetzt im Alten Landratsamt gezeigten Biografien. 

 Geboren als viertes Kind eines Bauern im ukrainischen Gebiet Zhitomir fällt sein Geburtsjahr 1922 zusammen mit dem Vertrag von Rapallo, der nach der russischen Revolution eine erste Anerkennung der Sowjetunion bedeutete. 

1919 hatte die Rote Armee Kiew und Zhitomir eingenommen, die Landwirtschaft wurde kollektiviert. 

1931-1933 folgte die große Hungerkatastrophe des Holodomor, die Familie zog in ein „Neurussland“-Projekt in die Nähe des Asowschen Meeres.

Die Deportation nach Hitler-Deutschland im Mai 1942, neun Tage nach seinem 20. Geburtstag, beschreibt Nikolai als traumatisch. 

Im Gegensatz aber etwa zu vielen „Russen“ auf Friedrich Heinrich überlebten er und auch seine später Frau die Sklaverei in Deutschland.

Anmeldung:  02841 / 201 682 00 oder grafschafter-museum@moers.de

Vor dem Vortrag (und unabhängig davon) findet um 18.30 Uhr eine Kurzführung durch die neue Dauerausstellung im Alten Landratsamt statt. 

Der Eintritt zu beiden Veranstaltungen ist frei.