Aktuelles
04.07.2018
Pressestimmen zur Stolpersteinverlegung 2018 in Moers


NRZ 23.05.2018

NRZ 26.05.2018

RP 26.05.2018

NRZ 20.05.2018

RP 30.05.2018

Stolperstein-Verlegungen am 29.05.2018,

         Pressegespräch am 25.05.2018

Übergreifend für beide Vereine:

Im Jahr 2018 werden in Moers insgesamt 13 Stolpersteine gelegt, darunter vier in der Innenstadt (Bereich Filder Str.) für Opfer der Krankenmorde während des Nationalsozialismus und neun für Mitglieder von drei jüdischen Familien an zwei Verlegestellen in der Xantener Straße.

Nach den Jahren 2013, 2014, 2015, 2016 und 2017, in denen bereits 79 Stolpersteine gelegt wurden, ist dies die sechste Reihe von Verlegungen. In den kommenden Jahren sollen weitere Stolpersteine gelegt werden. Die diesjährige Aktion beider Vereine wird koordiniert von Rita von Vangerow-Hauffe, Mitglied des Vereins "Erinnern für die Zukunft".

An jeder der Verlegungen sind Moerser Schulen ganz unterschiedlicher Schulform beteiligt. In diesem Jahr werden Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums in den Filder Benden, des Gymnasiums Rheinkamp, der Heinrich-Pattberg-Realschule und des Gymnasiums Adolfinum eigene Beiträge vortragen.

An der ersten Stolpersteinverlegung am Dienstag, 29.05.2018, um 11h, Filderstr. 6 wird der stellvertretende Bürgermeister Ibrahim Yetim teilnehmen. Die weiteren Termine sind dem Handzettel zu entnehmen. Der Kölner Künstler Gunter Demnig wird die vorgesehenen 13 Stolpersteine selbst verlegen.

Musikalisch werden die Stolpersteinverlegungen durch eine Bläsergruppe unter Leitung von Stefan Büscherfeld sowie durch Tom Gerstenberger umrahmt.

Alle Interessierten, besonders die Anwohner/innen, sind herzlich zu den Verlegungen eingeladen, viele Gespräche vor Ort haben dazu bereits stattgefunden. Bei mehreren dieser Verlegungen werden Familienangehörige und Nachfahren anwesend sein. Die Kosten für die Stolpersteine werden wie bisher durch Spenden aus der Bevölkerung getragen. Einmal mehr danken wir dem Stadtarchiv Moers (Meldekarten!) und dem kommunalen Versorger ENNI herzlich für die Unterstützung.

 

Verein Erinnern für die Zukunft:

Wilhelm Küsters, Peter Mill, Hubert Hanßen und Herbert ter Stein wurden Opfer der Krankenmorde während des Nationalsozialismus. Der damals verwendete Begriff „Euthanasie“ bedeutet im Wortsinn „guter Tod“. Im Nationalsozialismus sollte so verdeckt werden, dass Menschen mit körperlichen und geistigen Beeinträchtigungen systematisch ermordet wurden.

Die „Aktion T4“, der auch Peter Mill zum Opfer fiel, fand zwischen 1940 und 1941 statt und ist nach

der damals zuständigen Behörde in Berlin, Tiergartenstr.4, benannt. Im Rahmen von „T4“ wurden  Menschen aus Heil- und Pflegeanstalten, wie z.B. Bedburg-Hau,  in zentrale Anstalten „verlegt“, wo sie am selben Tag ermordet wurden. In diesen sechs Anstalten wurde die systematische Ermordung durch Gas erprobt. Diese Erfahrungen nutzte man später für die Massenvernichtung in Konzentrationslagern. Zur Tarnung erstellten Sonderstandesämter Sterbeurkunden mit gefälschten Todesdaten, damit die massenhafte Ermordung den Angehörigen und der Öffentlichkeit nicht auffiel. In der Regel wurde das Todesdatum um einige Wochen vorverlegt, um für diesen Zeitraum das Pflegegeld der Ermordeten einzustreichen.

 

Nachdem es in der Öffentlichkeit zu einiger Unruhe gekommen war und Kirchenvertreter sich kritisch zu Wort gemeldet hatte, wurde die „Aktion T4“ beendet.

Die Morde wurden jedoch mit anderen Organisationsformen fortgesetzt.

Diese dezentralen Krankenmorde (sogenannte „wilde Euthanasie“) geschahen nun in den Heilanstalten selbst. Die Verantwortung dafür lag bei der jeweiligen Krankenhausleitung. Der Tod wurde durch Gift, Nahrungsentzug und Vernachlässigung bei der Pflege herbeigeführt. Damit die Angehörigen der Kranken möglichst wenig über die Umstände des Todes erfuhren, brachte man die Opfer – oft nach kürzeren Aufenthalten in sogenannten „Zwischenanstalten“ -  in weit entfernte Heilanstalten, um sie dort zu ermorden.

 

So auch Wilhelm Küsters. Im Februar 1919 in der Königgrätzer Straße geboren, wurde er mit 5 ½ Jahren als behindertes Kind, das zwar laufen, aber nicht sprechen konnte, zur Förderung in die Evangelische Bildungs- und Pflegeanstalt Hephata nach Mönchengladbach gebracht. Da er auf ständige Hilfe und Betreuung angewiesen war, blieb er dort und wuchs heran. Mit 24 Jahren wurde er im Mai 1943 zunächst nach Hildburghausen, kurz darauf in die Anstalt Stadtroda in Thüringen verlegt, wo er - inzwischen schwach und apathisch - am 6.10.1943 „unter den Zeichen der Herzschwäche“ plötzlich verstorben ist. Im Telegramm an seine Eltern stand „Lungenentzündung“.

 

Peter Mill wurde im Dezember 1910 als 12. Kind in der Wiedstraße 14 geboren. Er war noch keine 2 Jahre alt, als die Mutter plötzlich verstarb und die Kinder sich gegenseitig erziehen mussten. Peter war geistig etwas zurückgeblieben und kam nach der Schulentlassung mit 14 Jahren als Knecht nach Orbroich/Hüls auf einen Bauernhof, anschließend in ein Kloster. 1928 war er wohl auch vorübergehend in der Psychiatrie im Alexianer in Krefeld. Genaueres ist nicht bekannt – belegt ist aber, dass er am 27.Mai 1941 im Alter von 30 Jahren mit 111 anderen Patienten aus der Heilanstalt Galkhausen/Langenberg durch die GeKrat (Gemeinnützige Krankentransport GmbH Berlin) nach Hadamar „verlegt“ und noch am selben Tag getötet wurde. Er ist ein Opfer der T4-Aktion.

 

Hubert Hanßen, geboren 1890, wohnte in der Filderstr. 36, heute existiert  nur noch Nr. 34. Er arbeitete lange Jahre als Oberkellner in der damaligen „Börse“ am Moerser Altmarkt. Später  erkrankte er an Parkinson oder auch - das ist nicht geklärt - an Demenz und konnte deshalb seinen Beruf nicht mehr ausüben. Am 1.3.1943 wurde er in die Heil- und Pflegeanstalt Düsseldorf-Grafenberg eingewiesen. Nach einem Zwischenaufenthalt in Johannistal brachte man ihn am 4.9.1943  in die Anstalt Ueckermünde (Mecklenburg/Vorpommern), wo er am 17.3.1944 ermordet wurde. Die Urne mit Hubert Hanßens Asche wurde seinem Sohn ohne Vorankündigung und ohne weitere Erklärung zugestellt.

 

Herbert ter Stein (genannt Louven), Jahrgang 1902, arbeitete als Fensterreiniger und wohnte in der Blumenstr. 15.  Über seine Lebensumstände ist nicht viel bekannt, jedoch ist sein Leidensweg dokumentiert: 1941 erfolgte die Einweisung nach Grafenberg,  am 8.3.1944 wurde er in der Heil- und Pflegeanstalt Schkeuditz bei Leipzig ermordet.