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12.06.2017
Pilotprojekt mit Schüler*innen der Anne-Frank-Gesamtschule zu Kriegsgefangenen in Moers


Französische Kriegsgefangene 1939-45 - neue Mitglieder bringen Dokumentarfilme aus Frankreich mit - Pilotprojekt mit Schüler*innen der Anne-Frank-Gesamtschule zu Kriegsgefangenen in Moers

2016 ziehen Walter Kropp und Annelie Klother nach Moers und werden Mitglied im Verein "Erinnern für die Zukunft." Sie bringen zwei Dokumentarfilme zu französischen Kriegsgefangenen mit, die sie in den vergangenen Jahren gedreht haben, während sie Ihr Leben zwischen Deutschland und Frankreich aufgeteilt haben. Diese Filme sollen nun Schüler*innen dazu animieren, sich mit dem Thema "Kriegsgefangenschaft" zu beschäftigen.

Trailer zu den Filmen unter :  www.vimeo.com/ruhrcevennesdocfilm

Als die Duisburger Lehrer Annelie Klother und Walter Kropp sich in den 90er Jahren in einem südfranzösischen Dorf eine zweite Heimat schufen, wurden sie oft unerwartet mit der deutschen Vergangenheit konfrontiert: " Ich habe Eure Autobahn gebaut." "Ich war Gefangener in Deutschland." Wider Erwarten waren die älteren Franzosen aber nicht feindselig. " Gut, dass das vorbei ist. Was bringt es, sich gegenseitig den Schädel einzuschlagen."

Viele Jahre später interviewen die beiden vor einer Kamera ihren französischen Nachbarn Marin Bresson, der als Kriegsgefangener in Ostfriesland auf einem Bauernhof gearbeitet hat. Die Geschichte lässt die beiden nicht los. Nach Marins Tod forschen sie in Ostfriesland nach, und nach langer Suche finden sie Menschen, die Marin gekannt haben. Es entsteht der Film: " Wessen Feind? Marin". Der Film wird in Deutschland und Frankreich gezeigt, berührt die Menschen stark und regt die Zuschauer zum Erzählen an.

Weitere Menschen aus dem südfranzösischen Dorf Sumène kommen auf Walter Kropp und Annelie Klother zu. Sie erzählen die Geschichten ihrer Väter, die in Deutschland gefangen waren. Rene Toureille hat beim Bau der Autobahn zu Hitlers Gästehaus in Österreich geschuftet. Andre Toureille hat geduldig fünf Jahre lang im Sauerland Federn für Militär-Lkws hergestellt. Laurent Dejean dagegen ist mehrmals geflüchtet und im Straflager gelandet.

2012 gründen Walter Kropp und Annelie Klother eine Dokumentarfilm-Produktions-Firma. Sie forschen in Deutschland und Österreich an den Orten nach, wo René, Andre und Laurent gefangen waren, interviewen Forscher und Zeitzeugen in den 3 Ländern. Der zweite Film der Reihe "Auf den Spuren französischer Kriegsgefangener" entsteht: "GEFANGEN UND DANN - André, René, Laurent."

Jetzt sollen die Filme von Annelie und Walter Schüler*innen dazu animieren, das Thema vor Ort aufzuarbeiten. Auch in Moers hat es französische Kriegsgefangene gegeben. Schon 1998 hatte der Verein "Erinnern für die Zukunft" eine Ausstellung zum Thema Zwangsarbeit in Moers gemacht. Die Lehrerin Sandra Schilling-Punge von der Anne-Frank-Gesamtschule wird im Januar mit einer zehnten Klasse daran arbeiten, das Material zu aktualisieren, der Museumspädagoge Alexander Borchardt von Grafschafter Museum wird helfen, es in eine zeitgemäße Form zu bringen: Rollenspiel, Skulptur, Handyfilm? Österreichische Schüler*innen wollen ihnen per Skype über ihre Arbeit zum Thema berichten. Am Ende steht eine Präsentation der Arbeit in der VHS, und - so hoffen die Filmemacher - eine öffentliche Vorführung des Films "GEFANGEN UND DANN".

Denn die Arbeit in Moers ist als Pilotprojekt gedacht, das in anderen Städten in Deutschland und Frankreich aufgegriffen wird. In Moers könnte auch Arbeitsmaterial mit lokalem Bezug direkt an Schulen entliehen werden. Das Projekt zieht bereits Kreise: Eine ehemalige Schulrätin in Frankreich, deren Verein "Traces d'histoire" Erinnerungsarbeit zum zweiten Weltkrieg in Schulen macht, ist stark an Zusammenarbeit interessiert. Fast alle französischen Schüler*innen haben Vorfahren, die in Deutschland gefangen waren und Zwangsarbeit leisten mussten. Sie können in ihren Familien nach Spuren suchen. Die Filme von Annelie und Walter sollen den Schüler*innen auch dort als Anstoß gezeigt werden. Ein Austausch der deutschen und französischen Schüler*innen wird anvisiert - vielleicht nur per Skype, vielleicht auch in Form eines Schüleraustauschs.

Die Filmemacher möchten das Ganze noch ausweiten: sie denken an die Schaffung einer Website "Zwangsarbeit in meiner Stadt", in der Schüler*innen aus Frankreich und Deutschland die Ergebnisse ihrer Arbeit präsentieren und sich austauschen. Förderer und Sponsoren für die Schaffung einer solchen Website werden gesucht.

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